Five Things: Germany
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Warten auf Lockerungssignale

Die Europäische Zentralbank hat geladen und Notenbanker aus der gesamten Welt sind angereist: Seit gestern Abend diskutieren Währungshüter bei der jährlichen Zusammenkunft im portugiesischen Sintra, wie mit den Herausforderungen der Zeit umzugehen sei.

Und derer gibt es viele. Die globale Handelsordnung und eine Neuordnung in der Industrie, die vor allem für Deutschland so wichtig ist, stehen auf der Agenda; ebenso Fragen zur Wirtschaftsfinanzierung und Stärkung des europäischen Wachstumspotenzials.

Christine Lagarde in Sintra. Foto: Goncalo Fonseca/Bloomberg

Das Highlight jedoch ist wie in vergangenen Jahren ein Panel am Dienstag Nachmittag mit den wichtigsten Akteuren der Zentralbankzunft. Dort wird sich Fed-Chef Jerome Powell Fragen zum Umgang mit US-Präsident Donald Trump stellen müssen. EZB-Präsidentin Christine Lagarde wird Gelegenheit haben, noch einmal über die erst gestern aktualisierte Strategie der Notenbank zu sprechen. Und auch von ihren Kollegen aus Großbritannien, Südkorea und Japan werden neue Impulse zum Pfad der Geldpolitik erwartet.

Denn die Frage, die alle übertrumpft, ist: Wie geht es weiter mit den Zinsen? In den USA hat Trump den Druck auf Powell in einer persönlichen Nachricht erneut erhöht. Seit dem Regierungswechsel — und dem darauffolgenden Handelskrieg — hat sich die Fed mit Hinweis auf Inflationsgefahren gegen Zinssenkungen entschieden, sehr zum Unmut Trumps.

In Europa können Währungshüter eine Rückkehr zur Preisstabilität vermelden und signalisieren nach acht Zinsschritten eine Pause im Juli. Festlegen für September wollen sie sich nicht. Dafür sind Unsicherheit — und Herausforderungen — zu hoch.

Was Marktteilnehmer heute noch bewegen könnte, berichten Ihnen Annika Reichelt, Rainer Bürgin, Alexander Kell und Stephan Kahl: Flatrate mit Ausnahmen, starkes Stück, aus zwei mach eins, fortschrittliche Kriegsführung und neuer Streit.

Flatrate mit Ausnahmen

Im Zollpoker mit Washington ist Brüssel dem Vernehmen nach bereit, eine Pauschalabgabe von 10% auf viele der europäischen Exporte hinzunehmen. Dafür fordert die Europäische Kommission niedrigere Zölle in strategisch wichtigen Branchen – darunter Pharma, Alkoholika, Halbleiter und Verkehrsflugzeuge. Wie zu hören ist, drängt sie zudem auf Quotenregelungen und Ausnahmeumstände, um die 25%-Zölle auf Autos und Autoteile sowie die 50%-Zölle auf Stahl und Aluminium de facto zu senken. Bis spätestens 9. Juli muss eine Einigung stehen – sonst steigen die amerikanischen Einfuhrabgaben auf nahezu sämtliche EU-Exporte auf 50%. Eine Zwischenlösung bis Fristende gilt als wahrscheinlich. Sie soll Quoten, Ausnahmen und weitere Gespräche ermöglichen. Eine dauerhafte Einigung bleibt derweil ungewiss. Wer mit Trump verhandelt, muss auf Sand bauen — und dabei Festpreise zahlen. Europas Börsen notieren im Mittaghandel etwas leichter. Zum Handelsauftakt hatte der Dax noch bis zu 0,3% zugelegt.

Starkes Stück

Seit Anfang 2025 wertet der Euro gegenüber dem Dollar auf, unterstützt durch höhere Ausgaben in der Eurozone und eine generelle Abkehr von US-Vermögenswerten. Auch gegenüber dem chinesischen Yuan kletterte der Euro im Zuge der anhaltenden Kapitalzuflüsse in den europäischen Markt und hat inzwischen den höchsten Stand seit über einem Jahrzehnt erreicht. Beide Währungen profitieren von der Schwäche des Dollars, doch verzeichnete der Euro größere Gewinne als der von der chinesischen Zentralbank gesteuerte Yuan. Im EZB-Turm in Frankfurt ist man wegen der Währungsstärke  — derzeit — nicht besorgt. Laut Bundesbankpräsident Joachim Nagel ist der Euro “nur ein Faktor” in der Inflationsanalyse und “historisch gesehen nicht außergewöhnlich hoch”. Vizepräsident Luis de Guindos erklärte, das derzeitige Niveau sei kein Grund zur Sorge, ein Anstieg über die Marke von 1,20 Dollar hinaus könnte für die Währungshüter allerdings problematisch sein, so der Spanier auf Bloomberg TV. Die Geschwindigkeit des Euro-Anstiegs sei besorgniserregender als das derzeitige Niveau. 

Aus zwei mach eins

Der Kauf der traditionsreichen Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank (HAL) durch ABN Amro Bank ist unter Dach und Fach. Der Kaufvertrag wurde am gestrigen Montag rechtlich vollzogen. Damit gehören nun 100% der HAL-Aktien den Niederländern. Verkäufer war eine Tochtergesellschaft der chinesischen Fosun International Group. ABN Amro erwartet Kosten- und Ertragssynergien von jährlich mindestens 60 Millionen Euro vor Steuern ab dem Jahr 2028. Ob das auch Stellenabbau beinhaltet, blieb am Dienstag zunächst unklar. Einige Veränderungen stehen derweil auch im Vermögens-Management von Berenberg in Frankfurt an. Die Hamburger Bank hat fünf Wealth Manager eingestellt, die zuvor in den Diensten der Deutschen Bank standen. Hinzu kam ein weiterer Neuzugang. Damit verdoppelt sich die Zahl der Berater in Frankfurt in etwa. Berenberg verwies darauf, dass mit zwei der zehn einkommensstärksten Landkreise bundesweit im Raum Frankfurt und der Umgebung eine hohe Nachfrage im Wealth Management bestehe.

Fortschrittliche Kriegsführung

Im Krieg gegen Russland hat sich die Ukraine zu einer innovativen Waffenfabrik entwickelt. Zu ihren Produkten gehört mittlerweile auch der ferngesteuerte Kettenroboter “TerMIT”, der Nachschub liefert, Panzerabwehrminen legt oder mit schweren Waffen ausgerüstet wird. Entwickelt vom Start-up TenCore, ist der Roboter kostengünstig, modular und bereits bei über 20 Militäreinheiten an der Front im Einsatz. Laut Präsident Wolodymyr Selenskyj stammt inzwischen rund 40% der ukrainischen Waffenproduktion aus eigener Hand. Sie sei “das Öl der Ukraine”, sagt sein Berater für strategische Fragen, Oleksandr Kamyschin. Der Ukraine-Krieg hat zudem die Bedeutung elektronischer Kriegsführung deutlich gemacht – auch im internationalen Seehandel. GPS-Störungen — die auch Jamming und Spoofing genannt werden — führen zunehmend zu Navigationsausfällen, bei denen Schiffe teils an falschen Orten angezeigt werden, etwa an Land. Besonders betroffen sind geopolitisch angespannte Regionen wie der Persische Golf, das Schwarze Meer oder die Ostsee. Kapitäne müssen dann auf manuelle Navigation umstellen, was das Risiko von Kollisionen deutlich erhöht. Experten vermuten staatliche Akteure oder Nebenwirkungen von Luftabwehrsystemen als Ursache.

Neuer Streit

Die Fehde zwischen US-Präsident Trump und seinem ehemaligen “First Buddy” Elon Musk geht in die nächste Runde: Am heutigen Dienstag warf der Republikaner dem Tesla-CEO vor, von staatlichen Subventionen für Elektrofahrzeuge übermäßig zu profitieren. “Elon erhält wahrscheinlich — mit Abstand — mehr Subventionen als jeder andere Mensch in der Geschichte, und ohne Subventionen müsste Elon wahrscheinlich den Laden dichtmachen und zurück nach Südafrika gehen”, schrieb Trump in einem Beitrag auf Truth Social. “Vielleicht sollten wir DOGE einen genauen Blick darauf werfen lassen? ES KANN VIEL GELD GESPART WERDEN!!!”, fügte er hinzu. Zuvor hatte Musk öffentlich Kritik am jüngsten Entwurf von Trumps Multibillionen-Steuerpaket geübt und gewarnt, dass die darin vorgesehenen Kürzungen bei Förderprogrammen für E-Mobilität und saubere Energie “unglaublich schädlich” für die USA seien. Trumps Meinung: E-Autos seien “in Ordnung”, aber nicht jeder sollte gezwungen werden, eines zu besitzen. In Reaktion auf die Trump-Kommentare brachen die Tesla-Aktien im europäischen Handel auf Tradegate um 5,8% ein.

Was sonst noch so passiert ist:

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