Five Things: Germany
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Eine schmale Basis

Eine bessere Wertentwicklung europäischer Aktien im Vergleich zu US-amerikanischen ist in der Regel nur von kurzer Dauer. Oftmals ist dies ein Phänomen einiger Wochen oder Monate, zu Beginn des Jahres. Dass Europa kurz vor der “Sommerpause” die USA noch immer hinter sich lässt, bleibt ein beherrschendes Gesprächsthema.

Der S&P 500 Index hat den Stoxx 600 Europe rein auf dem Papier aber schon fast eingeholt. Lediglich der nach wie vor schwache Dollar verschafft Europa einen Performance-Vorteil. Mit Nvidia auf Rekordniveau und dem anhaltenden Fokus auf KI bleibt fraglich, ob Vermögensverwalter weiter im großen Stil in Richtung Europa umschichten werden. Die Aktienbewertungen in Europa bleiben grundsätzlich attraktiv im Vergleich zu den USA, aber es fehlt an Überzeugung, dass Kursgewinne in der Breite möglich sind. So ist es nicht verwunderlich, dass ein Gros der diesjährigen Performance aus wenigen thematischen und sektoralen Bereichen stammt: Banken, Verteidigung und Unternehmen, die von der neuen deutschen Fiskalpolitik profitieren. 

Die Kernbereiche des europäischen Aktienmarkts bleiben schwierig. Der Druck auf Industrie- und Autotitel ist enorm: Von der Konkurrenz aus China bis hin zu den Auswirkungen der neuen Zolllandschaft und sich weiter verändernder Lieferketten gibt es zahlreiche Faktoren. Der Luxussektor, einst Vorzeigekind und Treiber des Stoxx 600, schwächelt, und der Mangel an vielfältigen Wachstumstiteln bleibt ebenfalls ein Problem.

Was Marktteilnehmer heute noch bewegen könnte, berichten Ihnen Rainer Bürgin, Alexander Kell, Annika Reichelt, Verena Sepp und Stephan Kahl: Angst & Hoffnung, back to the roots, Homeoffice bleibt, Müsli-Milliarden und Reißaus genommen.

Angst & Hoffnung

Donald Trump hat neue Zollpläne vorgelegt, die ab August gelten sollen — und dabei am Devisenmarkt für Wirbel gesorgt. Brasilien droht er mit einem Satz von 50%, einem der höchsten bislang angekündigten. Dabei forderte er die Regierung des linken Präsidenten Luiz Inacio Lula da Silva auf, das Verfahren gegen Ex-Staatschef Jair Bolsonaro wegen eines mutmaßlichen Putschversuchs einzustellen: “Dieser Prozess darf nicht stattfinden. Es ist eine Hexenjagd, die SOFORT beendet werden muss!” Die Nachricht ließ den brasilianischen Real zum Dollar um fast 3% einbrechen. Die USA sind Brasiliens zweitgrößter Handelspartner – nur China ist bedeutender. “Stahlprodukte, Transportgüter (vor allem Flugzeuge und Flugzeugteile), Spezialmaschinen (zum Beispiel für den Tiefbau) sowie nichtmetallische Mineralien machen einen Großteil der brasilianischen Exporte in die USA aus”, erklärte Felipe Arslan, CEO von Morada Capital. Algerien, Libyen, Irak und Sri Lanka will Washington mit 30% belegen. Brunei und Moldau mit 25%, die Philippinen mit 20%. Während zu den künftigen US-Handelskonditionen der EU noch immer Unklarheit herrscht, zeigen sich die deutschen Unternehmen in einer S&P-Umfrage so zuversichtlich wie seit Anfang 2022 nicht mehr und planen erstmals seit zwei Jahren wieder steigende Investitionen. Schub bringt die erwartete Erhöhung der Staatsausgaben, aber auch Optimismus zu den Chancen aus künstlicher Intelligenz und Digitalisierung.

Back to the roots

Das ist das aktuelle Motto von Puma und Adidas. Die bayerischen Sportartikelhersteller wollen sich wieder verstärkt auf das Laufsportsegment fokussieren, um Marktanteile von aufstrebenden Rivalen wie Hoka oder On zurückzugewinnen. “Laufen ist die spannendste Kategorie für Wachstum in den kommenden Quartalen sowie in diesem Quartal”, sagte Adam Cochrane, Analyst bei der Deutschen Bank. Obwohl Laufen schon immer ein wichtiger Treiber in der Branche war, haben sich Puma und Adidas in den letzten fünf Jahren laut Cochrane nicht “so stark wie nötig” auf diesen Bereich konzentriert. Stattdessen standen Lifestyle-Schuhe im Fokus. Die Aktien von Puma haben seit Jahresbeginn rund 48% verloren, bei Adidas waren es etwa 10%. Die Rückkehr zum Laufen soll auch helfen, sich gegen mögliche US-Zölle abzusichern. Zahlreiche Schnäppchen verspricht indes Amazon während seiner aktuellen viertägigen Prime-Aktion (normalerweise sind es nur zwei Tage). Die seit Dienstag laufenden Angebote lockten bislang jedoch weniger Käufer als erhofft.

Homeoffice bleibt

Kaum ein Thema beschäftigt Frankfurter Bankangestellte so sehr wie die Frage, wie es mit dem Homeoffice weitergeht. Einige Unternehmen hatten schließlich die Regelungen verschärft oder die Möglichkeiten zum mobilen Arbeiten ganz gestrichen. Vor diesem Hintergrund dürften die jüngsten Äußerungen von Helaba-Personalchef Stefan Brügmann mit großem Wohlwollen aufgenommen werden. Das mobile Arbeiten funktioniere “sehr gut”, sagte er im Bloomberg-Interview. “Wir haben gute Erfahrung gemacht und nicht vor, an unseren Homeoffice-Regelungen etwas zu ändern.” Bei der Helaba gilt schon seit längerem eine Orientierung von bis zu 50% Homeoffice auf Monatssicht. Damit hat sie sich für einen anderen Ansatz entschieden als etwa die DZ Bank. Diese verzichtet auf Quoten und überlässt es den Teams weitestgehend selbst, Regelungen zum Homeoffice zu finden. Aber auch das funktioniert offenbar sehr ordentlich. Erst vor wenigen Tagen hatte die dortige Personalchefin durchblicken lassen, dass sie an den Regelungen zum mobilen Arbeiten ebenfalls festhalten wolle.

Müsli-Milliarden

Die auf dem Frühstückstisch beliebten Froot Loops und Frosted Flakes könnten schon bald den Besitzer wechseln. Wie zu hören ist, steht der italienische Süßwarenhersteller Ferrero International kurz vor der Übernahme des amerikanischen Cerealien-Produzenten WK Kellogg. Der Kaufpreis soll bei rund 3 Milliarden Dollar liegen. Die Verhandlungen sind dem Vernehmen nach weit fortgeschritten und eine Einigung könnte noch in dieser Woche bekannt gegeben werden, erfuhr Bloomberg von informierten Personen. Die Kellogg-Aktie schnellte in der Folge im nachbörslichen Wall-Street-Handel um bis zu 54% in die Höhe. Kellogg ringt seit längerem mit stagnierendem Wachstum — eine Folge der schwindenden Nachfrage nach zuckerhaltigen Lebensmitteln. Der Investor Bain Capital könnte unterdessen beim Luxuslabel Canada Goose Kasse machen. Wie zu hören ist, prüft Bain sowohl einen Teilverkauf seiner Anteile als auch einen Komplettausstieg aus dem kanadischen Winterjacken-Hersteller. Zusammen mit Beratern sondiere die Beteiligungsgesellschaft bereits das Interesse potenzieller Käufer, auch seitens anderer Private-Equity-Firmen, hieß es.

Reißaus genommen

Russische Klone westlicher Marken — entstanden als Reaktion auf die Abwendung des Westens vom russischen Markt — haben sich unter den 140 Millionen Konsumenten des Landes zunehmend etabliert. Und könnten auch nach einem Ende des Krieges in der Ukraine den Weltkonzernen das Leben schwermachen. Wkusno i Totschka (“Lecker, und Punkt”) ist eine McDonald’s-Kopie mit täglich 2 Millionen Kunden und über 50 neuen Filialen jährlich. Seit das russische Management das Geschäft von McDonald’s im Juni 2022 für einen symbolischen Betrag übernahm, hat sich der Umsatz der Muttergesellschaft Sistema PBO mehr als verdoppelt, der Gewinn sich verachtfacht. “Wir glauben nicht, dass es nach Aufhebung der Sanktionen wieder so sein wird wie zuvor”, sagte Geschäftsführer Oleg Parojew im Juni. Präsident Wladimir Putin äußerte sich Ende Mai noch schärfer. McDonald’s habe “Reißaus genommen, und jetzt, wenn sie zurückkommen wollen — sollen wir da den roten Teppich ausrollen? Natürlich nicht”. Angesichts zunehmender russischer Angriffe auf die Ukraine bereitet Trump weitere Waffenlieferungen vor und erwägt harte Sanktionen gegen Russland und seine Öl- und Gaskunden. Heute trifft US-Außenminister Marco Rubio seinen russischen Amtskollegen Sergej Lawrow am Rande eines ASEAN-Treffens in Kuala Lumpur.

Was sonst noch so passiert ist:

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