Five Things: Germany
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Mehr schlecht als recht

Der zunehmende Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) ist für viele Mitarbeiter in der Bankenbranche Segen und Fluch zugleich. Auf der einen Seite vereinfacht sie Prozesse und nimmt Beschäftigten repetitive Aufgaben ab. Auf der anderen Seite macht sie wohl aber einen Teil der Mitarbeiter überflüssig und ermöglicht neue Formen der Leistungskontrolle. Genau davor warnt auch der Deutsche Bankangestellten-Verband (DBV) in einem Positionspapier.

“Unterm Strich wird KI bei den Banken in Deutschland wahrscheinlich mehr Arbeitsplätze kosten, als sie neue Jobs bringt”, erklärte DBV-Chef Stephan Szukalski gegenüber Bloomberg. KI-basierte Systeme würden Aufgaben übernehmen, die bisher von Menschen ausgeführt wurden. 

Die KI-Angst geht um in “Bankfurt”. Foto: Alex Kraus/Bloomberg

Qualifikation und Weiterbildung werden laut Szukalski die Schlüssel für Mitarbeiter sein, deren Tätigkeiten wegfallen. Er geht davon aus, dass Banken angesichts des Fachkräftemangels heute sehr viel bemühter sind, Mitarbeiter weiterzubilden, als das noch vor zehn Jahren der Fall war.

Auch der Bundesverband Öffentlicher Banken Deutschlands, der Institute wie LBBW und Helaba zu seinen Mitgliedern zählt, verweist darauf, dass der Wegfall mancher Tätigkeiten durch KI nicht automatisch Arbeitslosigkeit bedeute. Es gebe Schulungsmaßnahmen, “um die Mitarbeiter mitzunehmen”, erklärte Dominik Lamminger aus der Hauptgeschäftsführung. KI helfe zudem, “die durch den Fachkräftemangel nicht besetzbaren Stellen zu kompensieren”.

Neben der Arbeitsplatzsicherheit werfe KI auch Fragen rund um Leistungs- und Verhaltenskontrollen auf, meint Szukalski. Banker gehörten aus regulatorischen Gründen schon heute zu den am besten überwachten Mitarbeitern. Durch die KI würden wohl noch ganz neue Möglichkeiten entstehen. KI dürfe nicht gesetzwidrig für Verhaltens- und Leistungskontrollen genutzt werden.

Was Marktteilnehmer heute noch bewegen könnte, berichten Ihnen Annika Reichelt, Rainer Bürgin, Alexander Kell, und Stephan Kahl: Frankreich und Portugal, Start trifft Stopp, Private Markets für die Massen, diplomatisches Pfund und glänzende Zeiten.

Frankreich und Portugal

Französische Staatsanleihen erholen sich am Montagmorgen etwas von den Verlusten, die sie im Vorfeld der Herabstufung am Freitagabend erlitten hatten. Die Rendite zehnjähriger Papiere sinkt 2 Basispunkte auf 3,489%. Stützend dürfte die Nachricht wirken, dass Fitch den Ratingausblick auf “stabil” heraufgesetzt hat. Fitch erklärte, die wiederholten Regierungskrisen hätten das Land in einen dauerhaften Kampf gegen eine anwachsende Schuldenlast gezwungen. “Diese Instabilität schwächt die Fähigkeit des politischen Systems, eine substanzielle Haushaltskonsolidierung umzusetzen, und macht es unwahrscheinlich, dass das Defizit wie vom scheidenden Kabinett geplant bis 2029 auf 3% des BIP gesenkt wird”, so die Bonitätswächter. “Der Wahlkampf zur Präsidentschaftswahl 2027 wird den Spielraum für Haushaltskonsolidierung kurzfristig weiter einschränken und es sehr wahrscheinlich machen, dass die politische Blockade über die Wahl hinaus anhält.” Das neue Rating liegt mit A+ (zuvor AA-) nun eine Stufe unter Großbritannien und gleichauf mit Belgien. Voraussichtlich noch in diesem Monat werden DBRS und Scope ihre Ratings aktualisieren, gefolgt von Moody’s im Oktober und S&P im November. Das Rating Portugals indessen wurde von Fitch von A- auf A erhöht. Dabei verwies die Agentur auf den anhaltenden Schuldenabbau, die ausgeglichene Fiskalposition und geringe Budgetdefizite ab 2026. 

Start trifft Stopp

Volkswagen verschiebt informierten Kreisen zufolge den Produktionsstart des Elektro-Golfs ID.Golf um rund neun Monate. Grund sind Budgetbegrenzungen, die die Umrüstung des Werks in Wolfsburg verzögern. Auch die geplante Verlagerung der Fertigung des bisherigen Golf mit Verbrennungsmotor nach Mexiko sowie der Zeitplan für den elektrischen T-Roc seien betroffen. Hintergrund ist ein Sparprogramm, mit dem der Konzern jährlich vier Milliarden Euro einsparen will — angesichts sinkender Nachfrage nach E-Autos in Europa und schwacher Verkaufszahlen in China. Das Handelsblatt hatte zuerst über die Verzögerungen bei den Modellen berichtet. VW wollte sich nicht zum Thema äußern. Der chinesische Elektroautobauer Xpeng hat indes gemeinsam mit dem österreichischen Auftragsfertiger Magna Steyr seine erste Produktionslinie in Europa in Betrieb genommen. Mit der lokalen Fertigung in Graz will Xpeng die Strafzölle umgehen, die die EU im letzten Jahr auf E-Autos aus China eingeführt hat. Die ersten Fahrzeuge der SUV-Modelle G6 und G9 sind bereits vom Band gelaufen. Ein neues F&E-Zentrum in München soll zudem bei der Entwicklung neuer Modelle wie E-Limousinen für den europäischen Markt unterstützen.

Private Markets für die Massen

Der deutsche Online-Broker Trade Republic dringt mit Volldampf in immer neue Märkte vor. Erst vergangene Woche gab das Unternehmen bekannt, dass es mit dem Gang nach Polen erstmals über die Eurozone hinaus expandiert. Und schon am Wochenende folgte die nächste Ankündigung, diesmal mit Blick auf eine neue Produktklasse. Trade Republic bietet seinen Kunden nun auch Investments in Private-Markets an und geht dazu strategische Partnerschaften mit Apollo und EQT ein. Über die neu entwickelte Infrastruktur können Kunden bereits ab 1 Euro investieren und haben zudem die Möglichkeit, ihre Anteile monatlich über den internen Handelsplatz von Trade Republic zu verkaufen. Private-Market-Fonds fokussieren sich in der Regel auf Anlagen, die — anders als etwa herkömmliche Aktien — nicht an einer Börse gehandelt werden. Investiert wird beispielsweise in Unternehmen, Parkhäuser und Glasfasernetze. Lange waren Private-Markets eine Domäne für institutionelle Investoren, doch inzwischen erreicht das Thema auch Retail-Anleger. Für letztgenannte Kundengruppe bietet etwa auch die DZ-Bank-Tochter Union Investment seit dem vergangenen Jahr einen Fonds an.

Diplomatisches Pfund

Österreichs Außenministerin Beate Meinl-Reisinger möchte, dass ihr Land zu einer führenden Kraft in der globalen Diplomatie und Konfliktlösung wird. Trotz des Krieges in der Ukraine betont sie im Bloomberg-Interview die jahrzehntelange militärische Neutralität Österreichs als Schlüssel zu diesem Ziel. Die Nato-Blockfreiheit Österreichs sei ein Vorteil, da sie den Dialog fördere. Die Neutralität wurde im Staatsvertrag von 1955 verankert und ist in der Bevölkerung weiterhin sehr beliebt, auch wenn sie Fragen aufwirft, da das Land de facto auf die Nato-Sicherheitsgarantien der Nachbarländer angewiesen ist. Meinl-Reisinger kritisiert eine ihrer Ansicht nach extreme Auslegung der Neutralität durch die Rechtsaußen-Partei FPÖ und lehnt einen Missbrauch des Begriffs für pro-russische Interessen ab. Sie betonte, dass es allein die Entscheidung des österreichischen Volkes sei, seine Sicherheitsstrategie festzulegen.

Das Wiener Büro von Bloomberg empfängt heute um 15:30 Uhr Martin Kocher, den neuen Gouverneur der Österreichischen Nationalbank, zu einem Interview. Klicken Sie hier, um den Live-Stream auf Bloomberg.com zu verfolgen. Terminal-Kunden können hier auf die Veranstaltung zugreifen.

Glänzende Zeiten

Gold hat im September ein neues Allzeithoch von über 3.674 Dollar je Unze erreicht — inmitten geopolitischer Spannungen und wirtschaftlicher Unsicherheit. Viele Anleger suchen darin einen sicheren Hafen. Doch auch Gold ist kein risikofreies Investment. Der Preis korreliert zwar nur begrenzt mit Aktien und Anleihen, was es zur attraktiven Beimischung macht, doch starke Schwankungen bleiben möglich. Wer physische Barren oder Münzen kauft, muss Aufschläge, Lagerkosten und Qualitätsunterschiede einkalkulieren. ETFs bieten eine zugänglichere und liquidere Alternative — allerdings unterscheiden sie sich in Struktur und Risiko. Nicht alle sind mit physischem Gold gedeckt. Goldpuristen entgegnen, dass im Falle eines massiven Crashs ein “reales” Asset fehlt. Auch Aktien von Goldproduzenten bieten Chancen, reagieren aber sensibel auf den Markt. Analysten sehen derweil weiteres Kurspotenzial, vor allem wenn politische Unsicherheiten zunehmen. “Jeder Preisrückgang ist eine Kaufgelegenheit”, sagt Trevor Yates, Analyst bei Global X ETFs. Wichtig ist, typische Fehler zu vermeiden — etwa beim Kauf überteuerter Produkte oder bei unseriösen Anbietern. Wer in Gold investiert, sollte langfristig denken: Nicht kurzfristige Gewinne stehen im Fokus, sondern Stabilität über Jahre hinweg. Am Montagmittag kostet die Unze Gold 3.646 Dollar. 

Was sonst noch so passiert ist:

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