Nachdem Friedrich Merz in der Bundestagsdebatte am Donnerstag kurzzeitig den Eindruck erweckt hatte, dass ihm in absehbarer Zeit die Geduld mit den Grünen ausgehen könnte (“Was wollen Sie eigentlich noch mehr?”), folgte gestern recht überraschend der große Paukenschlag. Unionsparteien, SPD und Grüne einigten sich in der Nacht zum Freitag auf Änderungen am geplanten Finanzpaket, obwohl es am Donnerstag im Bundestag noch heftige Vorwürfe vor allem von den Grünen gegen den designierten Kanzler und gebürtigen Sauerländer Merz hagelte. Zwar ist Merz in der Vergangenheit nicht gerade durch übermäßiges diplomatisches Geschick aufgefallen, doch hat er sich im Wahlkampf auch keine größeren kommunikativen Patzer erlaubt. Dennoch schien das Eis langsam dünn zu werden, nachdem die Grünen am vergangenen Wochenende seine Sprachnachricht auf der Mailbox von Britta Haßelmann öffentlich ausgeschlachtet hatten. Britta Haßelmann im Bundestag am 13. März. Foto: TOBIAS SCHWARZ/AFP Ausweislich ihres X-Accounts befand sich Haßelmann am vergangenen Wochenende im schönen Teutoburger Wald (“Nach der Woche in Berlin, heute mal kurz raus”), und zwar auf dem Leberblümchenweg. Doch mit der ländlichen Idylle war es schnell vorbei. Haßelmann griff Merz am Donnerstag im Bundestag ziemlich frontal an, ohne ihn beim Namen zu nennen: “Ich zweifle einfach am Verhandlungsgeschick mancher Kollegen. ... Aber Angebote an unzureichende Gesetzentwürfe macht man weder über die Mailbox noch im Plenum, wenn man möchte, dass sie Erfolg haben.“ Nach dem Schlagabtausch im Parlament begaben sich die Unterhändler von Union und SPD ins Konrad-Adenauer-Haus, um die Koalitionsgespräche aufzunehmen. Ein möglicher Koalitionsvertrag schreibt sich nicht von selbst, aber nebenbei noch die Grünen zu besänftigen, machte das Unterfangen nicht einfacher. Sowohl Haßelmann als auch Co-Fraktionschefin Katharina Dröge hatten im Plenum hart gegen Merz gekeilt. Doch nach einem siebenstündigen Verhandlungsmarathon in der Nacht zum Freitag gelang in Berlin der entscheidende Durchbruch. Es war bereits nach drei Uhr morgens, als sich die Unionsvertreter an die Grünen wandten und ein klares Votum für eine Einigung forderten. Oder ob die persönliche Abneigung gegen Merz den Ausschlag gibt und die Gespräche abgebrochen werden. Kurz bevor die Sonne über der Hauptstadt wieder aufging, entschieden sich die Grünen für die erste Variante und stimmten zu. Lesen Sie auch eine Auswahl unserer Artikel dieser Woche: Künstliche Beschränkung, geschreddert, iPhone-Facelift, Di-Do-Problem und American Albtraum. |