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Von Strategiedebatte zu Zinsentscheid

Die Entscheider der Europäischen Zentralbank sind derzeit gleich doppelt gefordert: Einerseits müssen sie genau abwägen, wie sie die Eurozone durch die aktuellen Wirren in der Weltwirtschaft und an den globalen Finanzmärkten navigieren, die US-Präsident Donald Trump ausgelöst hat. Andererseits stehen sie vor wichtigen Debatten über ihre geldpolitische Strategie, mit der sie sich dafür wappnen wollen, dass solche Schocks künftig häufiger Realität werden könnten.

In Sachen Zinsen legen die jüngsten Wortmeldungen — vor allem am Rande der IWF-Frühjahrestagung in Washington — nahe, dass schon in sechs Wochen eine weitere Lockerung ansteht. Trumps Politik bedroht die Wirtschaftserholung im Euroraum. Zudem scheinen die Notenbanker zuversichtlicher, dass die Inflation schon 2025 zum 2%-Ziel zurückkehrt. Dazu trägt bei, dass sie die Auswirkungen der Zölle nun kurzfristig als disinflationär ansehen. Aber: Bis zur Sitzung am 5. Juni kann noch viel passieren.

EZB-Präsidentin Christine Lagarde. Foto: Kent Nishimura/Bloomberg

Bereits in weniger als zwei Wochen, am 6./7. Mai, werden sie derweil ihre erste vertiefte Debatte über eine laufende Überprüfung ihrer Strategie führen – bei einer informellen Tagung in Porto. Wenngleich das 2%-Ziel nicht zur Disposition steht, könnten die Neuerungen große Bedeutung für künftige Zinsschritte und das Handeln der EZB in Krisen haben. So scheint es beispielsweise weniger angemessen, durch Angebotsschocks “hindurchzuschauen”, da diese die Inflation nicht nur temporär befeuern können. Zugleich wird der Einsatz breit angelegter Anleihekäufe kritischer gesehen. Aber auch da besteht noch viel Gesprächsbedarf.

Was Marktteilnehmer heute noch bewegen könnte, berichten Ihnen Annika Reichelt, Rainer Bürgin, Verena Sepp und Alexander Kell: Schmoren lassen, Donalds Deal, Übernahmehunger, globaler Goldrausch und hoch die Tassen.

Schmoren lassen

Nichts hasst die Wirtschaft so wie Unsicherheit. Und nichts nutzt Trump wohl lieber beim Verhandeln. Während Finanzminister und Notenbankchefs aus aller Welt diese Woche in Washington darüber diskutierten, wie die Weltwirtschaft vor der Protektionismus-Agenda Washingtons zu retten ist, brachte IWF-Chefin Kristalina Georgieva die Stimmung bei der Frühjahrstagung von Internationalem Währungsfonds und Weltbank auf den Punkt: “Die Sorge, die ich am häufigsten höre, betrifft gar nicht die Zölle, sondern die Unsicherheit.” China kündigte heute schon einmal Notfallpläne zur Abwehr zunehmender externer Schocks an, bleibt im Handelsstreit mit den USA offiziell aber gelassen. Das Politbüro will mit neuen Instrumenten gezielt Technologie und Konsum ankurbeln. Indessen erwägt Peking offenbar, die eigenen 125%-Zölle auf einige US-Produkte auszusetzen, da die wirtschaftlichen Kosten des Handelskriegs für bestimmte Branchen schwer zu Buche schlagen. Wie zu hören ist, prüfen die Behörden die Aufhebung der Zusatzzölle für medizinische Geräte und einige Industriechemikalien wie Ethan. Erwogen werde auch der Verzicht auf Abgaben für Flugzeugleasing, hieß es. Japan wiederum bemüht sich, nicht zwischen die Fronten zu geraten. China ist Nippons größter Handelspartner und wichtiger Lieferant von Gütern und Materialien. Konkrete Forderungen im Hinblick auf eine Einschränkung des Handels mit China gab es dem Vernehmen nach aus Washington noch nicht. Sollten sie jedoch kommen, werde Japan in erster Linie eigene Interessen verfolgen, berichteten darüber informierte Personen Bloomberg.

Donalds Deal

Als Voraussetzung für die Beendigung des Krieges beharrt Russland auf einer weitgehenden Entmilitarisierung der Ukraine. Die USA weisen dies informierten Kreisen zufolge nun zurück und verlangen von Moskau, im Rahmen eines Friedensabkommens der Ukraine das Recht zugestehen, eine eigene, angemessen ausgerüstete Armee und Verteidigungsindustrie zu unterhalten. Der US-Gesandte Steve Witkoff werde nach Russland reisen, um das Thema bei Präsident Wladimir Putin anzusprechen, hieß es. Nachdem Kritiker die US-Vorschläge bisher als russlandfreundlich angesehen hatten, sagte Trump am Donnerstag, er übe “starken Druck auf beide Seiten” aus. Er glaube, Putin wolle “einen Deal machen. Wir werden es sehr bald erfahren.” Die russische Ölindustrie beweist derweil erneut ihre Widerstandsfähigkeit gegenüber den Sanktionen des Westens: Derzeit werden Bohrungen auf den Ölfeldern mit einem Tempo durchgeführt, das seit mindestens fünf Jahren nicht mehr beobachtet wurde. Das bringt Russlands gesamte Ölproduktion auf bis zu 11,5 Millionen Barrel pro Tag. Damit liegt das Niveau praktisch unverändert gegenüber 2016, so Ronald Smith von Emerging Markets Oil & Gas Consulting Partners.

Übernahmehunger

Merck KGaA steht dem Vernehmen nach kurz vor der Übernahme des US-amerikanischen Biopharmaunternehmens SpringWorks Therapeutics. Die Aktien des Darmstädter Mischkonzerns legten am Freitag im frühen Handel in Frankfurt um 2,3% zu. Der Deal würde das Onkologiegeschäft von Merck KGaA ergänzen und könnte bis 2030 zusätzliche Jahresumsätze in Höhe von bis zu 1,5 Milliarden Euro einbringen, so Michael Shah, Analyst bei Bloomberg Intelligence. SpringWorks konzentriert sich auf die Entwicklung von Medikamenten für schwere seltene Krankheiten und Krebs. Eine Bekanntgabe könnte bereits am Montag erfolgen, sagten informierte Personen Bloomberg. Über die fortgeschrittenen Gespräche berichtete zuerst das Wall Street Journal. Ob eine Einigung tatsächlich stattfindet, ist noch unklar. Indessen scheint es vorerst nicht zu einem Deal zwischen den italienischen Banken UniCredit und Banco BPM zu kommen. Der Verwaltungsrat der Banco BPM verkündete am Donnerstagabend, dass das Übernahmeangebot der UniCredit nicht den tatsächlichen potenziellen Wert der BPM widerspiegele und die Aktionäre der BPM benachteilige.

Globaler Goldrausch

Der Goldpreis notiert am Freitag — nachdem er am Dienstag kurzzeitig erstmals die Marke von 3.500 Dollar je Unze erreicht hatte — bei zuletzt 3.305 Dollar. Zentralbanken und Investoren auf der ganzen Welt horten Gold und treiben die Preise damit auf immer neue Höhen. Nun erwägt auch Kenia, seine Devisenreserven durch Gold zu ergänzen und sie so über den Dollar und andere Währungen hinaus zu diversifizieren. “Ja, das ist etwas, das wir aktiv in Betracht ziehen”, erklärte Notenbankchef Kamau Thugge im Gespräch mit Bloomberg TV. “Auf einen Zeitplan würde ich mich nicht festlegen wollen.” Und auch in China schlägt die Rekordrally des Edelmetalls immer größere Wellen und treibt die Nachfrage im Einzelhandel in die Höhe, löst beispiellose Handelsvolumina an der Börse in Shanghai aus und lässt die Zuflüsse in börsengehandelte Fonds ansteigen. Asiens größte Volkswirtschaft — und Hauptziel von Trumps Zorn — hat als größter Goldverbraucher und führender Produzent viel Einfluss. “Der Bullenmarkt für Gold wird noch lange anhalten, da die Chinesen sich gegen geopolitische Spannungen absichern wollen”, sagte Samson Li, Analyst bei Commodity Discovery Fund.

Hoch die Tassen

Europäische Bourbon-Liebhaber haben sich im vergangenen Jahr vorsorglich mit amerikanischem Whiskey eingedeckt — vor Trumps Rückkehr ins Weiße Haus und mit Blick auf einen möglicherweise drohenden weiteren Handelskrieg. Wie aus einem Bericht der Branchenvereinigung Distilled Spirits Council of the USA hervorgeht, schoss der Wert der Lieferungen in die EU 2024 um etwa 40% auf umgerechnet 1,1 Milliarden Euro empor. Die EU — Amerikas größter Exportmarkt für Spirituosen — hatte angekündigt, als Reaktion auf die US-Zölle auf Stahl und Aluminium die Zölle auf amerikanischen Whisky wieder einzuführen. Vor etwa zwei Wochen ließ Brüssel diesen Plan jedoch fallen, um einer Drohung Trumps zu entgehen, 200-prozentige Zölle auf europäischen Wein und Champagner zu erheben. Für den Jack-Daniels-Hersteller Brown-Forman etwa war das eine Erleichterung: Die EU macht etwa 20% seines Nettoumsatzes aus. Die Branche leidet dennoch unter dem Handelszwist. Kepler Cheuvreux hat etliche Kursziele gesenkt, darunter für Remy Cointreau, Heineken, AB Inbev, Campari und Diageo. “Globale Getränkehersteller stehen vor Herausforderungen durch Importzölle, insbesondere in China und den USA”, schreibt Analyst Richard Withagen.

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