Five Things: Germany
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‘Ins Mark’

Es kommt gerade dicke für Bundeskanzler Friedrich Merz. Nachdem am Freitag das Richter-Debakel die Koalition erschütterte, kam am Samstag eine neue Hiobsbotschaft von der anderen Seite des Atlantik. US-Präsident Donald Trump kündigte an, ab dem 1. August 30%-Zölle für Waren aus der Europäischen Union erheben zu wollen. 

Im Sommerinterview mit der ARD äußerte sich der Kanzler am Sonntag entsprechend drastisch. Diese Abgaben würden die Exportnation Deutschland “ins Mark treffen”, sagt er. Als Reaktion auf die US-Zölle schloss Merz nicht aus, Gegenzölle vonseiten der EU zu unterstützen — zumindest für den Zeitraum nach dem 1. August. 

Allerdings gab sich der CDU-Politiker hoffnungsfroh, dass in den verbliebenen zweieinhalb Wochen noch eine Lösung gefunden würde. Er stimme sich eng mit den anderen EU-Staats- und Regierungschefs ab, um Strafzölle in dieser Größenordnung abzuwenden. “Das setzt zweierlei voraus: Geschlossenheit in der Europäischen Union und vernünftige Gesprächsfäden zum amerikanischen Präsidenten”, so Merz.

Die EU schmiedet derweil dem Vernehmen nach den Plan, die Kontakte zu anderen von Trumps Eskalationspolitik betroffenen US-Handelspartnern zu intensivieren. Dabei könnte es zu einer Koordination unter anderem mit Kanada und Japan kommen, berichteten darüber informierte Personen Bloomberg. Die Gespräche zwischen den USA und der EU sollen in dieser Woche fortgesetzt werden.

Was Marktteilnehmer heute noch bewegen könnte, berichten Ihnen Annika Reichelt, Rainer Bürgin, Alexander Kell, Stephan Kahl und Verena Sepp: Unterschätztes Großrisiko, glänzend, Büros wieder gefragt, unersetzbares China und was diese Woche wichtig ist.

Unterschätztes Großrisiko

Im Kampf gegen den Chef der US-Notenbank haben Trump und seine Verbündeten ein neues Ziel ins Visier genommen: die kostspielige Renovierung des Fed-Hauptsitzes. Das Bauprojekt liefert ihnen einen willkommenen Anlass, um Jerome Powells Führung der Notenbank – auch jenseits der Geldpolitik – grundsätzlich infrage zu stellen. Einige Regierungsvertreter scheinen darin sogar einen möglichen Hebel zu sehen, um die hohen rechtlichen Hürden für Powells Absetzung zu überwinden. Laut einem Strategen der Deutschen Bank ist diese ein großes und unterschätztes Risiko. George Saravelos hält in den 24 Stunden nach einer Entlassung einen Rückgang des handelsgewichteten Dollar-Index um mindestens 3 bis 4% sowie einen Renditesprung festverzinslicher US-Wertpapiere um 30 bis 40 Basispunkte für möglich. “Investoren würden ein solches Ereignis wahrscheinlich als direkten Angriff auf die Unabhängigkeit der Fed interpretieren”, so der globale Leiter der Devisenstrategie. Trump hat wiederholt — erfolglos — Zinssenkungen gefordert.

Glänzend

Bitcoin ist aus der jüngsten Handelsspanne ausgebrochen und hat erstmals die Marke von 120.000 Dollar überschritten. Zuletzt hatten Sorgen über Donald Trumps Zollpläne die Euphorie über seine krypto-freundliche Agenda gedämpft. Mit dem Comeback der Wall Street zu neuen S&P-500-Rekorden hat die größte Digitalwährung nun zu ihrem Aufwärtstrend zurückgefunden. “Dieser Wandel signalisiert eine gereifte Sichtweise auf Bitcoin — nicht mehr nur Spekulationsobjekt, sondern makroökonomischer Schutz und strukturell knappes Wertaufbewahrungsmittel”, erklärt Händler George Mandres von XBTO Trading. Zeitweise kostete Bitcoin heute 123.205 Dollar und damit 3,4% mehr als am Sonntag. Der Silberpreis hat mit 38,42 Dollar heute den höchsten Stand seit 2011 erreicht, nachdem sich das Edelmetall vergangene Woche um 4% und in der ersten Juni-Woche um 9% verteuert hatte. “Die Nachfrage nach Silber profitiert derzeit von der Gefahr von Handelskriegen und der Tatsache, dass Gold für viele potenzielle Käufer unerschwinglich ist”, erklärt Analystin Priyanka Sachdeva vom Brokerhaus Phillip Nova. Gold notiert gegenüber Freitag 0,5% fester bei 3.371 Dollar. Wird das April-Rekordhoch von 3.500 Dollar überschritten, könnte hier die Marke von 4.000 Dollar in den Fokus rücken.

Büros wieder gefragt

Immobilienfonds hatten es in den vergangenen Jahren nicht leicht. Hohe Zinsen, steigende Baukosten und geringere Nachfrage setzten den Bewertungen von Gebäuden zu. Eines der bekanntesten Beispiele dafür ist der UniImmo Wohnen ZBI von Union Investment, der den gesamten Immobilienbestand neu bewerten ließ, was eine Senkung der Anteilspreise von rund 17% auf einen Schlag zur Folge hatte. Doch die Märkte erholen sich inzwischen. Und so hatte auch Union Investment am heutigen Montag ein paar positive Nachrichten. Das Unternehmen hat nämlich nach mehr als 30 Jahren die Londoner Büroimmobilie Finsbury Circus House profitabel verkauft. Ein Preis wurde zwar nicht genannt. Doch so viel verriet das Fondshaus des Genosektors: über die gesamte Haltedauer sei der Wert der Immobilie im zweistelligen Prozentbereich gesteigert worden. Union Investment sieht in dem Deal eine Art Signalwirkung, weil seit langer Zeit nun in der City of London wieder eine Prime-Büroimmobilie größeren Volumens den Besitzer wechsele. Bestimmte Immobilien seien wieder bei institutionellen Investoren gefragt.

Unersetzbares China

Die US-Zollpolitik bringt amerikanische Unternehmen unter Druck — so auch den kalifornischen Schuhhändler Pashion Footwear. Nachdem im Mai eine Zollrechnung über 80.000 Dollar ins Haus flatterte, reagierte Gründerin Haley Pavone mit einem Einstellungsstopp und Zusatzgebühren beim Online-Checkout. Ihre wandelbaren Schuhe – sie lassen sich von Ballerinas in High Heels umbauen – werden in China gefertigt und sind seit April mit Zöllen von bis zu 190 % belegt. Pavone prüfte Verlagerungen nach Vietnam, Indien und Brasilien – doch überall scheiterte es an Know-how, Mindestmengen oder fehlenden Zulieferstrukturen. “Niemand ist so effizient wie China”, sagt die 29-Jährige. “Das Fachwissen und die implizite Erfahrung der Arbeitskräfte dort übertrifft alles, was man anderswo findet.” Analysten bestätigen das: “Kein anderes Land kann Chinas hochoptimiertes Fertigungsökosystem in dieser Größenordnung replizieren”, schrieb die Rhodium Group. Viele US-Firmen zögern daher mit Produktionsverlagerungen – auch Pavone: “Es hätte ein großartiges Jahr werden sollen – jetzt wird es ein Jahr, in dem es nur darum geht, ob wir überleben.”

Was diese Woche wichtig ist

Neue Woche, neue Zolldrohungen. Wieder einmal sind Trumps geplante Handelsschranken das Thema der Stunde. Ob seine ruppige Politik bereits deutliche Spuren im eigenen Land hinterlassen hat, wird sich am Dienstag zeigen, wenn die US-Inflationszahlen für Juni veröffentlicht werden. Analysten bezweifeln das eher. Laut den Strategen von UniCredit dauerte es in Trumps erster Amtszeit etwa drei Monate, bis sich höhere Abgaben in den Verbraucherpreisen niederschlugen — das wäre dann in etwa einem Monat der Fall. Eine Beschleunigung auf 2,6% wird dennoch erwartet. Auch im Vereinigten Königreich stehen Inflationsdaten an. Dort haben zuletzt die öffentlichen Finanzen und die schwachen Wachstumszahlen viel Aufmerksamkeit erhalten. Volkswirte erwarten eine anhaltende Teuerung von 3,4%. Ebenfalls am Dienstag wird mit dem deutschen ZEW-Index eine Stimmungseinschätzung der Finanzmarktexperten zu den Perspektiven der hiesigen Wirtschaft veröffentlicht. Eine Verbesserung wird erwartet.

Sehen Sie hier unsere Video-Wochenvorschau auf die wichtigsten Wirtschaftsdaten.

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