Wie es gute Bundeskanzler-Tradition ist, hat sich Friedrich Merz vor der Sommerpause heute den Fragen der Journalisten in der Bundespressekonferenz gestellt. Auch wenn, wie Merz anmerkte, er sich erst in zwei Wochen und auch in nur kurze Ferien verabschieden werde. Er tue dies aber, mit Blick auf die bisherige Regierungsarbeit, “ganz zufrieden”. In seinem kurzen Eingangsstatement betonte Merz noch einmal die Erfolge, die die Regierung aus seiner Sicht nach den ersten 74 Tagen vorweisen kann. Die Koalition habe alles umgesetzt, was sie sich für die erste Phase vorgenommen habe, so etwa die großen schuldenfinanzierten Investitionspakete für Infrastruktur und Verteidigung auf den Weg gebracht und bei der Migrationspolitik erste Maßnahmen ergriffen. Deutschland übernehme wieder mehr Führungsverantwortung in der Welt. “Außenpolitik ist immer auch Innenpolitik”, so Merz. Friedrich Merz in der Bundespressekonferenz. Foto: Krisztian Bocsi/Bloomberg Dies stand letztlich im auffälligen Gegensatz zu den Fragen, mit denen sich der Kanzler anschließend in der knapp 90-minütigen Fragerunde konfrontiert sah. Im Wesentlichen ging es um die gescheiterte Nominierung neuer Richter für das Bundesverfassungsgericht durch den Bundestag am vergangenen Freitag und den Streit innerhalb der Koalition um die SPD-Kandidatin Frauke Brosius-Gersdorf. Merz gab sich sehr schmallippig und versprach, beim nächsten Mal besser auf Unstimmigkeiten in den eigenen Reihen zu achten. “Wir haben uns verabredet, uns beim nächsten Mal besser vorzubereiten”, sagte er auch in Bezug auf die Absprache mit der SPD. Merz schloss sich denn auch einer Empfehlung des bayerischen Ministerpräsidenten Markus Söder an: “Abkühlen über die Sommerpause kann ich jedem nur empfehlen.” Als im weiteren Verlauf die Frage nach einer möglichen Übernahme der Commerzbank durch die UniCredit aufkam, unterstrich Merz noch einmal seine ablehnende Haltung. Seine Vorbehalte gegen die Versuche der UniCredit hätten zwei Gründe: Einerseits sei es eine unfreundliche Vorgehensweise gegenüber der Commerzbank und der Bundesrepublik, Derivate einseitig in Aktien umzuwandeln. Zum anderen könne die Bilanzstruktur einer solchen neuen Bank ein erhebliches Risiko für den Finanzmarkt darstellen. Dies müsse erst geklärt werden, so Merz. Ein Thema, das bemerkenswert abwesend war, war der Krieg in der Ukraine. Am Ende bleibt der Eindruck, dass die Mehrheit der deutschen Öffentlichkeit und der für sie schreibenden Journalisten sich doch lieber auf heimische Koalitionsquerelen fokussiert. Was Marktteilnehmer heute noch bewegen könnte, berichten Ihnen Annika Reichelt, Rainer Bürgin, Alexander Kell und Verena Sepp: Klares Nein, neue Russland-Sanktionen, auf dem Vormarsch, Zinspfade und Diagnose topfit. |