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Den Regenschirm nicht vergessen

Mit Aktien nahe den Hochs und jedermann in Hab-Acht-Stellung bezüglich einer möglichen Sommerkorrektur schadet es nicht, die Fakten bezüglich des fundamentalen Zustands nochmals kurz zu sichten.

Da wäre zunächst die makrofundamentale Seite, die mit den jüngsten Arbeitsmarktzahlen aus den USA einen nicht unerheblichen Dämpfer erhalten hat. Natürlich sollte man nur einen Datenpunkt nicht übergewichten, aber die dramatische Revision und das Verfehlen der Erwartungen bei den sogenannten Non-Farm Payrolls zeigen eine gewisse Schwäche. Man könnte sagen, der Arbeitsmarkt befindet sich in einem Zustand von “not hiring, not firing”. Langfristig gilt es, dies im Hinblick auf die Konsumenten in den USA als Frühwarnsystem für eine mögliche Rezession im Auge zu behalten.

Die Berichtssaison zeigte zumindest in den USA auch eine gewisse Schwäche bei Konsumaktien. Deutlich stärker waren Technologietitel, die fast die Hälfte des US-Gewinnwachstums ausmachten dank der Glorreichen Sieben. Dabei sind die Zahlen von Nvidia noch nicht einmal berücksichtigt. In Europa wurde das Verfehlen der Erwartungen hingegen so deutlich abgestraft wie selten zuvor. Dies zeigt, dass die Bereitschaft, Misserfolge zu tolerieren, sehr niedrig ausfällt.

Dünne Marktbreite, abnehmende Sommerliquidität, schwächelnde makroökonomische Kennzahlen und im Allgemeinen eine deutlich höhere Ausschöpfung des Risikoappetits sprechen daher für eine höhere Wahrscheinlichkeit einer Sommerkorrektur.

Was Marktteilnehmer heute noch bewegen könnte, berichten Ihnen Annika Reichelt und Rainer Bürgin: Gold-Chaos, Plus und Minus, mit voller Kraft, KI-Schwenk und Ménage à trois.

Gold-Chaos

Der Goldpreis steuert mit aktuell 3.391 Dollar auf seinen stärksten Wochengewinn seit einem Monat zu. Das Edelmetall liegt damit rund 1% über dem Niveau der Vorwoche. Trump hat Stephen Miran, Vorsitzender seines wirtschaftlichen Beratergremiums, als vorübergehenden Nachfolger der scheidenden Fed-Gouverneurin Adriana Kugler nominiert. Die Ernennung gilt bis Januar. Miran gilt als Fed-Kritiker und unterstützt Trumps Forderung nach einer lockereren Geldpolitik. Sinkende Zinsen gelten traditionell als positiv für Gold. Zusätzlich stieg der Gold-Futures-Aufschlag, nachdem die Financial Times berichtet hatte, dass die USA Importzölle auf 1-Kilogramm- und 100-Unzen-Goldbarren eingeführt haben. Wie aus informierten Kreisen zu hören ist, hat die US-Zoll- und Grenzschutzbehörde klargestellt, dass diese Barren Zöllen unterliegen und nicht wie ursprünglich von der Branche angenommen von diesen befreit sind. Ein-Kilo-Goldbarren sind die am häufigsten gehandelte Form am Gold-Terminmarkt Comex und machen den Großteil der Schweizer Goldbarrenausfuhren in die USA aus. Die Abgabe wird die Probleme für die Schweizer Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter weiter verschärfen.

Plus und Minus

Mit einem Kursrutsch von fast 9% hat die Aktie von Munich Re am Freitag auf die Nachricht reagiert, dass der Rückversicherer seine Umsatzprognose für das Geschäftsjahr 2025 gesenkt und damit die Erwartungen der Analysten verfehlt hat. Die Prognose für den Versicherungsumsatz wurde von zuvor 64 auf 62 Milliarden Euro gesenkt, was unter dem Bloomberg-Konsens von 63,5 Milliarden liegt. Auch im Rückversicherungsgeschäft rechnet Munich Re nur noch mit 40 statt 42 Milliarden Euro Umsatz. Die Erwartungen übertraf das Unternehmen im zweiten Quartal mit einem Gewinn je Aktie von 15,94 Euro indes deutlich. Die Aktie von Bechtle ist indessen um bis zu 12% und damit auf den höchsten Stand seit März gestiegen, nachdem der IT-Dienstleister seine Jahresprognose bestätigt hat. Wachstumsimpulse kamen dabei insbesondere aus Großbritannien und den Benelux-Ländern. Aber auch in Deutschland belebe sich die Nachfrage aus dem öffentlichen Sektor. Der Karlsruher Energieversorger EnBW Energie Baden-Württemberg meldet indes im ersten Halbjahr einen Rückgang des bereinigten EBITDA um knapp 7% auf 2,42 Milliarden Euro. Der Nettogewinn sank deutlich um 66% auf 463 Millionen Euro. Am Jahresausblick hält EnBW fest.

Mit voller Kraft

Die Abspaltung der Thyssenkrupp-Marinesparte vom Mutterkonzern nimmt ihren Lauf. Die Aktionäre heute bei einer außerordentlichen Hauptversammlung über den Vorschlag ab, Thyssenkrupp Marine Systems (TKMS) an die Börse zu bringen. Der Industriekonzern will 51% an dem Hersteller von U-Booten und Überwasserschiffen behalten. Die restlichen Anteile sollen an Thyssenkrupp-Aktionäre übertragen werden — für 20 Thyssenkrupp-Scheine soll es ein TKMS-Papier geben. Bereits ab Oktober 2025 könnte TKMS an der Frankfurter Börse notiert werden. Damit würde Thyssenkrupp-CEO Miguel López seinem Ziel näherkommen, den Konzern in eine schlankere Industrieholding umzuwandeln, die Mehrheitsbeteiligungen an eigenständigen, global wettbewerbsfähigen Unternehmen hält. Die Rahmenbedingungen könnten nicht viel besser sein: Der deutsche Verteidigungshaushalt soll bis 2029 auf 162 Milliarden Euro verdoppelt werden. Allerdings erwarten nur wenige einen Börsenerfolg im Stil von Rheinmetall. Anders als der Panzerbauer agiert TKMS in einer Welt maßgeschneiderter Plattformen, langer Bauzyklen und komplexer Exportpolitik.

KI-Schwenk

Tesla vollzieht einen strategischen Kurswechsel in seiner milliardenschweren KI-Offensive: Der E-Autobauer löst laut Insidern sein Dojo-Supercomputer-Team auf und beendet damit ein zentrales Projekt zur Entwicklung eigener KI-Chips für autonomes Fahren. Projektleiter Peter Bannon verlässt das Unternehmen. Rund 20 Teammitglieder waren zuvor zum neu gegründeten Startup DensityAI gewechselt. Die Entscheidung soll persönlich von CEO Elon Musk getroffen worden sein. Künftig setzt Tesla verstärkt auf externe Partner wie Nvidia, AMD und Samsung. Musk erklärte später auf X, es sei ineffizient, zwei parallele KI-Chipdesigns zu verfolgen. Das Dojo-System war ein eigens entwickelter Supercomputer zur Schulung von KI-Modellen für Autopilot, Full-Self-Driving und den Roboter Optimus. Nachdem bereits Apple in dieser Woche eine zusätzliche 100-Milliarden-Dollar-Investition in den USA zugesagt hat, zieht nun Amazon Web Services (AWS) nach. Die Cloud-Computing-Plattform wird den US-Behörden bis 2028 direkte Anreizgutschriften in Höhe von 1 Milliarde Dollar für Cloud-Dienste, Modernisierung und Schulungen zur Verfügung stellen. Das teilte das Gremium für Regierungs-Effizienz (DOGE) auf X mit.

Ménage à trois

Trump zeigt sich offen für ein Treffen mit Wladimir Putin – auch ohne vorherige Einigung auf ein trilaterales Gespräch mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj. Putin erklärte am Donnerstag, ein Treffen mit Selenskyj nicht auszuschließen, betonte jedoch, dass derzeit keine geeigneten Voraussetzungen dafür vorlägen. Trump äußerte sich “sehr enttäuscht” über Putins Verhalten und erklärte, er möge keine langen Wartezeiten. “Sie wollen sich mit mir treffen, und ich werde alles in meiner Macht Stehende tun, um das Töten zu beenden”, sagte er vor Reportern im Oval Office. Ob die geplanten sekundären Sanktionen gegen Russland weiterhin am heutigen Freitag verhängt werden, ließ Trump offen. Auf die Frage, ob die Frist noch gelte, sagte er: “Wir werden sehen, was er zu sagen hat. Es liegt an ihm.” Kritiker warnen, Trump könne Zugeständnisse machen, ohne ausreichende Sicherheitsgarantien für die Ukraine. Selenskyj betonte auf X, die Ukraine fürchte keine Gespräche und erwarte “dieselbe mutige Haltung” von russischer Seite. Laut Kreml haben sich Washington und Moskau bereits auf einen Veranstaltungsort geeinigt und man arbeite derzeit an der inhaltlichen Vorbereitung. Das Treffen soll kommende Woche stattfinden.

Was sonst noch so passiert ist:

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