Der vom US-Präsidenten gebilligte Einsatz amerikanischer ATACMS-Raketen auf russischem Territorium — am Dienstag feuerten die Ukrainer die ersten dieser weitreichenden Marschflugkörper ab — hat Bundeskanzler Olaf Scholz eine Neuauflage der deutschen Taurus-Debatte beschert. Am Rande des G20-Gipfels wusste Scholz das brisante Thema zu nutzen, um sich als Friedenskanzler zu inszenieren. Er habe “sehr klare Gründe”, warum er die Lieferung des Taurus nach wie vor “nicht für richtig halte”, bekräftigte Scholz am Montag in Rio. Deutschland müsste sich im Einsatzfall an der Zielsteuerung beteiligen. “Das ist aber etwas, was ich nicht verantworten kann und auch nicht will”, so der Kanzler. Soll die Ukraine nicht bekommen: Taurus-Marschflugkörper. Foto: SeongJoon Cho/Bloomberg Bei seinen Äußerungen dürfte Scholz nicht nur die militärische Lage in der Ukraine, sondern auch den heraufziehenden Bundestagswahlkampf im Blick haben. Hier verschafft ihm das Taurus-Thema gegenüber den Kanzlerkandidaten von Union und Grünen, Friedrich Merz und Robert Habeck, ein Alleinstellungsmerkmal, das bei vielen friedensbewegten Wählern gut ankommen dürfte. Insbesondere, nachdem der russische Präsident Wladimir Putin gerade erst die erneuerte Atomwaffendoktrin seines Landes unterschrieben und in Kraft gesetzt hat. Angenehmer Nebeneffekt: Es ist auch ein Seitenhieb auf seinen SPD-internen Widersacher Boris Pistorius, der Deutschland erklärtermaßen “kriegstüchtig” machen will — und damit so manchem Sozialdemokraten als Kanzlerkandidat suspekt ist. Was Marktteilnehmer heute noch bewegen könnte, berichten Ihnen Alexander Kell, Rainer Bürgin, Verena Sepp, Stephan Kahl und Annika Reichelt: Im Umbruch, spannende Daten, Super-Mini-Jobs für Banker, Zerschlagungspläne, und Roboter-Rivalen. |