Five Things: Germany
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Trump ist nicht an allem schuld

Es vergeht kein Tag, an dem nicht irgendwer vor den Gefahren warnt, die von Donald Trumps Rückkehr ins Weiße Haus ausgehen. Am heutigen Mittwoch ist wieder einmal die Europäische Zentralbank an der Reihe.

Ihre Präsidentin, Christine Lagarde, hat in den vergangenen Monaten fast keine Gelegenheit ausgelassen, die politischen Positionen und Pläne des Amerikaners zu kritisieren. Etwas offizieller sind die etwaigen Konsequenzen selbiger nun im halbjährlichen Finanzstabilitätsbericht der Institution nachzulesen. Ohne Trumps Namen zu erwähnen zwar, aber deswegen nicht weniger deutlich.

“Zunehmende globale Handelskonflikte und ein mögliches weiteres Erstarken protektionistischer Tendenzen in der Welt geben Anlass zur Sorge über potentiell negative Auswirkungen auf das globale Wachstum, die Inflation und die Vermögenspreise”, ist in dem Papier zu lesen. Volatilität an den Finanzmärkten habe es im letzten halben Jahr bereits reichlich gegeben.

Vor diesem Hintergrund gebe es in den nächsten zwei Jahren drei Hauptquellen von Risiken und Schwachstellen für die Finanzstabilität im Euroraum: Zum einen machen überzogene Bewertungen an Aktien- und Unternehmensanleihemärkten in Verbindung mit einer hohen Risikokonzentration die Finanzmärkte anfällig für Korrekturen. Zum anderen besteht aufgrund von geopolitischer Unsicherheit, schleppendem Trendwachstum und fiskalpolitischer Largesse in einigen Ländern des Euroraums Sorge um die Tragfähigkeit der Staatsverschuldung. Und schließlich könnte ein Abrutschen der Qualität von Vermögenswerten das Kreditrisiko von Banken und sogenannten Nichtbanken erhöhen.

Nicht all das ist Trumps Schuld. Aber er macht die Aussichten für Europa eben auch nicht besser. Und so braucht es nicht viel, um mit Überzeugung zu behaupten, dass es demnächst ungemütlich werden wird.

Was Marktteilnehmer heute noch bewegen könnte, berichten Ihnen Verena Sepp, Rainer Bürgin, Annika Reichelt, Alexander Kell und Stephan Kahl: Blick in die Glaskugel, Gewinne in der Luft, LBBW baut um, Knappheitswetten, und Risse in der Fassade.

Blick in die Glaskugel

Alle Augen sind heute auf Chip-Pionier Nvidia gerichtet, dessen Aktien quasi als Barometer für die Entwicklung des gesamten Tech-Sektors gelten. Die Quartalszahlen werden zeigen, ob das wertvollste Unternehmen der Welt seinen Höhenflug fortsetzen kann. Die Marktkapitalisierung von 3,6 Billionen Dollar könne nur gerechtfertigt werden, wenn die Margen und Marktanteile gehalten werden, sagte Vincent Mortier, CIO von Amundi. Doch jüngste Berichte über Überhitzungsprobleme bei seinen “Blackwell”-Chips werfen einen Schatten auf die Ergebnisse. Nach Einschätzung der Bloomberg-Analysten dürfte Nvidia einen Konzerngewinn von 30 bis 35 Milliarden Dollar vermelden und würde damit zum ersten Mal seit acht Quartalen die Umsatzschätzungen der Analysten verfehlen. Unterdessen bevorzugt Schwellenländer-Erfolgsinvestor Rob Marshall-Lee Firmen wie Chiphersteller Taiwan Semiconductor Manufacturing, die seiner Ansicht nach tendenziell konsistente Eigenschaften wie gute Unternehmensführung, ein starkes Potenzial für Marktanteilswachstum und eine hohe Kapitalrendite aufweisen. Marshall-Lees EM-Aktienfonds hat in den letzten 12 Monaten eine Rendite von 37% erzielt und damit den S&P 500 und 97% der Mitbewerber übertroffen.

Gewinne in der Luft

Mit dem Ukraine-Krieg und den erhöhten Verteidigungsausgaben ist die Rüstungsbranche zu einem wahren Geldmagneten geworden. Von diesem Kuchen möchte eine neue Generation europäischer Tech-Startups etwas abhaben und fordert die alten Rüstungsurgesteine heraus. Tekever ist einer der Newcomer. Der portugiesische Drohnenhersteller hat gerade 70 Millionen Euro eingesammelt, zu den Geldgebern gehört der Nato-Risikokapitalfonds. Tekever entwirft und baut große Drohnen für die Luftüberwachung, die als “Mutterschiff” für Schwärme kleinerer Drohnen dienen können. Tekever-Chef Ricardo Mendes sagte im Bloomberg-Interview, dass er so ein “Ökosystem” entwickeln möchte, in das sich andere Hersteller kleiner Drohnen einklinken können. Die Flugapparate kamen schon zur Fernüberwachung in der Ukraine zum Einsatz. Wie Bild berichtete, mischt dort auch die deutsche Firma Helsing mit, die KI-Drohnen liefert. Die KI helfe zum Beispiel dabei, wenn der Feind das Funksignal zwischen Drohne und Drohnenpilot störe. Die Tekever-Drohnen kamen auch schon im Ärmelkanal zum Einsatz, um nach illegalen Schleusern zu suchen. Der Markt dieser Dual-Use-Drohnen wächst. 

LBBW baut um

Die LBBW hat sich in den vergangenen Jahren zu einer Art Powerhouse für das Kapitalmarktgeschäft innerhalb der Sparkassen-Finanzgruppe entwickelt. Neben vielen personellen Verstärkungen übernahm sie beispielsweise auch das Zins-, Währungs- und Rohstoff­management für Sparkassenkunden von der BayernLB, der Helaba und der ehemaligen HSH Nordbank. Das Kapitalmarktgeschäft ist zu einer der vier Säulen geworden, die den Vorsteuergewinn der Bank in diesem Jahr auf über 1 Milliarde Euro treiben sollen. Nun bereitet Kapitalmarktchef Dirk Kipp das Segment für eine weitere Expansion vor. Zum Jahresbeginn 2025 hat er eine Reihe von strukturellen und personellen Änderungen angekündigt. So wird etwa Daniel Wrobel zum Bereichsvorstand Financial Institutions & Corporates. Zugleich werden die Handelsaktivitäten gebündelt. Die Neuausrichtung ist Kipp zufolge Ausdruck des “klaren Wachstumskurses.”

Knappheitswetten

Die ersten Optionswetten auf den 44 Milliarden Dollar schweren iShares Bitcoin Trust von BlackRock deuten darauf hin, dass Händler Raum für weitere Preisrekorde. Mehr als 350.000 Kontrakte wechselten den Besitzer, nachdem sie am Dienstag an der Nasdaq notiert wurden, und etwa 80% waren bullische Wetten, wie von Bloomberg zusammengestellte Daten zeigen. Bitcoin erreichte mit dem Debüt der Kontrakte ein Allzeithoch von 94.032 Dollar. Einige Investoren erwarten, dass US-Bitcoin-ETF-Optionen weitere Zuflüsse in den digitalen Vermögenswert anlocken werden, der nach dem Sieg des Krypto-Befürworters Donald Trump bei den US-Wahlen stark gestiegen ist. Für den traditionellen Wertspeicher Gold müssen das keine schlechten Nachrichten sein. Das gelbe Metall wird laut UBS bis Ende nächsten Jahres auf 2.900 Dollar pro Unze steigen. Damit schließen sich die Schweizer einer Prognose der Goldman-Analysten an, die im Zuge von Zentralbankkäufen weitere Gewinne erwarten. Nach einer Phase der Konsolidierung werde der Goldpreis bis Ende 2026 auf 2.950 Dollar pro Unze klettern, heißt es. “Der US-Red-Sweep, das starke Kaufinteresse aufgrund der Diversifizierung und die erhöhte globale Unsicherheit werden die Preise weiterhin stützen”, so die Analysten. 

Risse in der Fassade

Trotz Caipirinhas, Sambatänzern und leichter Meeresbrise: Die Stimmung beim G20-Gipfel in Rio de Janeiro war alles andere als festlich. Die Kriege in der Ukraine und im Nahen Osten überschatteten den Gipfel, obgleich Gastgeber Luiz Inácio Lula da Silva versuchte, sich auf andere Themen zu konzentrieren. Das obligatorische “Familienfoto” der Staats- und Regierungschefs kam erst nur in einer unvollständigen Version zustande, da Noch-US-Präsident Joe Biden, Kanadas Justin Trudeau und Italiens Giorgia Meloni nicht rechtzeitig ankamen. Einen Tag später gab es noch eine Aufnahme, bei der unter anderem Russlands Außenminister Sergej Lawrow Rio bereits verlassen hatte. Bei der Formulierung des Schlusskommuniqués kam es mit Blick auf Ukraine und Nahost zu Streitigkeiten über die Wortwahl. Als es dann online veröffentlicht wurde, hinterließ es vor allem bei den USA und ihren Verbündeten einen bitteren Nachgeschmack. Eine Abschlusspressekonferenz ließ erst zwei Stunden auf sich warten - und wurde dann abgesagt. Zur Begründung hieß es, bilaterale Gespräche von Lula hätten länger gedauert und der Präsident müsse zurück in die Hauptstadt, um Chinas Präsidenten Xi Jinping zu empfangen. Ein Offizieller in Rio sagte von dem Gipfel, er werde “in die Geschichtsbücher eingehen, aber definitiv nicht als leuchtendes Vorbild.”

Was sonst noch so passiert ist: