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Lichtblick an der Börse

Eine Schwalbe macht noch keinen Sommer. Aber der gestrige Handelstag hilft der angeschlagenen Börsenstimmung zumindest für den Moment, nicht den Boden unter den Füßen zu verlieren. 

Zahlen zur US-Inflation und ein besser als erwarteter Auftakt der Investmentbanken in die anstehende Berichtssaison sorgten beim Dax teilweise für Kursgewinne von bis zu 1,8%, der größte Innertagesanstieg seit Oktober 2023. Die Themen Zölle und steigende Bondrenditen sind damit zwar nicht vom Tisch, jedoch lässt der akute Verkaufsdruck etwas nach.

“Der Markt ist zwar immer noch misstrauisch gegenüber der Politik der neuen US-Regierung, vor allem hinsichtlich Zöllen und Steuersenkungen, die die Inflation anheizen könnten. Aber die aktuellen Inflationszahlen stimmen den Markt zuversichtlich, dass die Politik der Fed auf dem richtigen Weg ist”, sagt John Kerschner, Leiter des Bereichs US Securitised Products bei Janus Henderson Investors.

Scott Rubner, taktischer Spezialist bei Goldman Sachs, sieht nun günstige Bedigungen für eine kurzfristige Aktienrally. Unter anderem sind Leerverkaufspositionen von Hedgefonds bereits auf einem deutlich erhöhten Niveau, während institutionelle Investoren in den letzten Wochen Positionen reduziert haben und jetzt wieder zugreifen könnten. Das Ende der Sperrzeit für Aktienrückkäufe von US-Unternehmen könnte zusätzliche Unterstützung bringen. Und ein Abbau von Leerverkäufen systematischer Investoren am Anleihemarkt kann für fallende Renditen sorgen – oder zumindest diese erstmal nicht weiter ansteigen lassen.

Was Marktteilnehmer heute noch bewegen könnte, berichten Ihnen Verena Sepp, Annika Reichelt, Stephan Kahl und Alexander Kell: Cleverer Kopf, Lohn mit Fragezeichen, genug leerverkauft, Kasse machen und wir nicht.

Cleverer Kopf

“4NE-1” räumt die Waschmaschine aus, bügelt die Kleidung und serviert leckere Cocktails. Nun soll der humanoide Roboter des Metzinger Startups Neura Robotics noch intelligenter werden. Dafür konnte das Unternehmen jetzt in einer Finanzierungsrunde 120 Millionen Euro einsammeln. Nach nur zwei Monaten sei sie abgeschlossen worden, sagte CEO David Reger im Bloomberg-Interview. “Das zeigt, dass der Markt genug Vertrauen hat. Nur mit einer Vision kann man in Europa kein Kapital beschaffen, man muss handfeste Ergebnisse vorweisen können.“ Das Investorenkonsortium wurde von Lingotto Investment Management angeführt, einem Investmentzweig der italienischen Familie Agnelli. Auch Volvo Cars Tech Fund, BlueCrest Capital Management und InterAlpen Partner gehörten zu den Geldgebern. Laut Reger hat Neura bisher Aufträge im Wert von fast einer Milliarde Dollar erhalten. Der schwarz-weiße, 1,75 Meter große 4NE-1-Roboter des Unternehmens sei jedoch noch in der Pilotphase. Goldman Sachs prognostizierte im vergangenen Jahr, dass humanoide Roboter bis 2035 ein 38 Milliarden Dollar schwerer Markt sein würden. Und die chinesische Regierung hat kürzlich damit begonnen, ihren Einsatz in der Altenpflege zu fördern.

Neura-Chef David Reger mit seinem Humanoid-Roboter Neura 4NE-1 Foto: Hollie Adams/Bloomberg

Lohn mit Fragezeichen

Die Mitarbeiter der Volks- und Raiffeisenbanken in Deutschland bleiben im Unklaren darüber, wie viel Geld sie künftig verdienen werden. Bei den am Mittwoch gestarteten Tarifverhandlungen wurde kein Ergebnis erzielt. Dass es angesichts der Inflation der vergangenen Jahre wohl mehr Lohn geben wird, gilt nahezu als gesichert. Die Frage ist nur, in welchem Umfang diese Erhöhungen ausfallen werden. Die Gewerkschaft fordert bis zu 16%, was die Arbeitgeber als “zu hoch” abgelehnt haben, ohne jedoch ein eigenes Angebot auf den Tisch zu legen. Im Februar wollen beide Seiten nun weiterverhandeln. Die öffentlichen Banken, zu denen Institute wie LBBW und BayernLB gehören, hatten bereits vergangenes Jahr Lohnerhöhungen von 11,5% in drei Stufen zugesagt. Bei den privaten Banken, darunter Deutsche Bank und Commerzbank, belief sich die vereinbarte Gehaltssteigerung auf 10,5%, ebenfalls in drei Stufen.

Genug leerverkauft

Der Leerverkäufer Nate Anderson, der sich mit seinen Kampagnen gegen die Milliardäre Gautam Adani, Jack Dorsey und Carl Icahn einen Namen gemacht hat, zieht sich zurück. Er löst sein kleines, aber bekanntes Investmenthaus Hindenburg Research auf. “Es gibt keinen bestimmten Grund — keine besondere Bedrohung, kein gesundheitliches Problem und kein großes persönliches Problem”, schrieb Anderson in einem Brief, der am Mittwoch auf der Hindenburg-Website veröffentlicht wurde. “Die Intensität und der Fokus haben dazu geführt, dass ich viel vom Rest der Welt und den Menschen, die mir wichtig sind, verpasst habe.” Im Januar 2023 sorgte der heute 40-Jährige für Aufsehen, als er Adani beschuldigte, “den größten Betrug in der Unternehmensgeschichte“ begangen zu haben. Laut Bloomberg Milliardärs-Index war der indische Tycoon zu diesem Zeitpunkt die viertreichste Person der Welt. Kurz darauf veröffentlichte Anderson auch Berichte über Dorseys Block Inc. und Icahns Icahn Enterprises. Alle drei Finanziers und ihre Unternehmen bestritten Hindenburgs Behauptungen vehement. Dennoch musste das Trio in jenem Jahr einen Vermögensverlust von 99 Milliarden Dollar hinnehmen, während ihre börsennotierten Unternehmen bis zu 173 Milliarden Dollar an Marktwert verloren.

Kasse machen

Blackstone erwägt informierten Kreisen zufolge einen Milliarden-Verkauf von Musikrechten. Wie zu hören ist, will der Finanzinvestor Rechte an Werken von Künstlern wie Bob Dylan, Adele und Ariana Grande abstoßen und hat dafür bereits Finanzberater angeheuert. Anvisiert würden Erlöse von mehr als 3 Milliarden Dollar, hieß es. Interesse haben bereits die Apollo Global Management, Warburg Pincus und der singapurische Staatsfonds Temasek Holdings angemeldet. Es gebe indessen keine Garantie dafür, dass eine Einigung erzielt wird, berichteten darüber informierte Personen Bloomberg. Die Bewertungen in der Musikbranche sind in den vergangenen Jahren sprunghaft angestiegen, seit das Streaming die Umsätze der Branche in die Höhe getrieben hat. Der weltweite Umsatz hat sich nach Angaben des Branchenverbands IFPI in den vergangenen zehn Jahren mehr als verdoppelt und dürfte im Jahr 2023 28,6 Milliarden Dollar erreicht haben. Universal Music, das größte Musikunternehmen der Welt, wird an der Börse derzeit mit rund 46 Milliarden Dollar bewertet.

Wir nicht

Das EU-Programm für grüne Anleihen wird sich nicht an die neuen Brüsseler Regeln halten, die im Kampf gegen Greenwashing als Gold-Standard gelten sollten. Diese Nachricht verstärkt das Risiko, dass sich der European Green Bond Standard “nur langsam durchsetzt und die Kritik an der Brauchbarkeit der EU-Taxonomie nicht entkräftet wird”, sagt Kevin Leung vom Institute for Energy Economics and Financial Analysis. Die Europäische Union hatte 2021 und damit vor Fertigstellung der neuen Regeln mit dem Verkauf grüner Wertpapiere begonnen. Die Einnahmen sollen Projekte bis 2026 finanzieren. Wegen des festen Zeitrahmens und des Umstands, dass die Anleiheemissionen schon auf dem Weg sind, entschied man sich in Brüssel letztlich für die alten Grünbondstandards, wie die EU-Kommission Bloomberg mitgeteilt hat. Im November sagte die EU, dass sie über die NextGenerationEU Green Bonds mehr als 65 Milliarden Euro beschafft hat. Sie ist damit auf dem Weg, im Segment der weltgrößte Emittent zu sein.

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